Montag, 22. Oktober 2012

Mein Smartphone Galaxy S jetzt mit android 4.1

Leicht ist mir diese Entscheidung nicht gefallen; aber nach längerer und ausführlicher Vorbereitung war es am Samstag soweit.

Zur Vorgeschichte: Ich war mit meinem Samsung Galaxy S (inzwischen zwei Jahre alt) eigentlich ganz zufrieden; bis auf die Tatsache, dass Samsung keine weiteren android updates zur Verfügung stellen würde (liebe Samsung-Leute, das ist wirklich eine Schande). Obwohl dieses Gerät sehr weit verbreitet ist, bleibt die letzte offizielle Version von Samsung die 2.3.6 - Google ist auf seinen Nexus-Geräten bereits auf 4.1. Diese Verzögerungen beim System-Update sind übrigens der Grund schlechthin dafür, dass mein nächstes Android-Gerät sicher eines aus der Nexus-Reihe sein wird, egal, wer dann der Hersteller ist.

Zwei Arbeitskollegen mit dem gleichen Smartphone wie ich stiegen inzwischen auf Version 4.0 um - allerdings nicht von Samsung zur Verfügung gestellt (gibt's ja nicht - s. oben), sondern auf Versionen, die in der open source-Szene weit verbreitet sind: CyanogenMod und AOKP. Verlockend auf der einen Seite war die große Geschwindigkeit, die diese Versionen aus dem Gerät herausholten sowie eben ein aktueller Softwarestand. Andererseits hielt mich lange die Tatsache ab, dass es eben keine offizielle Samsung-Version ist und bei der Installation jede Menge schief gehen kann (im schlechtesten Fall ist das Telefon reif für die Elektroschrott-Tonne).

Aber die Verlockung war stärker als die Bedenken. Ich entschloss mich also, mein zwei Jahre altes Samsung Galaxy S zu behalten aber eine frische und aktuelle Version von android darauf zu installieren.
In den weiteren Absätzen möchte ich beschreiben, welche Schritte zu setzen waren und wie es mir letztlich erging. Kurz: nach zwei Tagen kann ich sagen, die Geschichte hat ein happy end!

[Update 2012-11-08:
  • Schritte 4 und 7: es werden .zip- und nicht .tar-Dateien installiert
  • Schritt 10: Kingsoft Office statt Office to go
]


Lieber Leser, ich möchte dich zunächst vor zwei Dingen warnen:
  • Erstens wird es jetzt ziemlich technisch 
  • und zweitens: falls du das auf deinem Gerät ebenfalls vorhast, kann ich natürlich keinerlei Verantwortung oder Haftung dafür übernehmen, dass es auch bei dir ein happy end gibt! Diesen Eingriff in dein Galaxy S musst du schon auf eigene Gefahr durchziehen! Diesen Haftungsausschluss findest du übrigens auch auf sämtlichen Seiten, die ich in weiterer Folge als Link in meine Beschreibung aufgenommen habe!

Schritt 1: Auswahl des ROM

Zur Auswahl stehen etwa ein Dutzend ROMs, die von den Entwicklern zur Verfügung gestellt werden. Die größte Verbreitung  hat dabei wohl CynogenMod, dessen Seite mir am professionellsten erschien und für den es im Internet auch die meiste Dokumentation geben dürfte. Da mir der Schritt an sich ohnehin schon schwer fiel, wollte ich bei der Auswahl des ROMs den Weg des geringsten Risikos gehen - und so fiel meine Entscheidung eben auf CyanogenMod 10 (= Android 4.1, genannt "Jelly Bean").


Schritt 2: Update auf Version 2.3.6

Diese Version wird noch von Samsung offiziell zur Verfügung gestellt und ist wie gewohnt mit Kies zu installieren. Nach der Installation gab ich zur Kontrolle auf der Telefontastatur "*#1234#" ein und das Smartphone antwortet mit einer Liste der installierten Basis-Software:
  • PDA: JW6
  • Modem: JW1
  • CSC: JW2
Die Installation war notwendig, weil sie Voraussetzung für die weiteren Schritte war; mit der älteren Version, die ich bis dahin laufen hatte (2.3.3) wären diese nicht möglich gewesen.


Schritt 3: Kernel rooten

Schritt 3a: passenden Kernel suchen
Meine Suche, wie man das Telefon rooted, brachte mich auf diesen Forumseintrag; darin stellt ein User die gleiche Frage, wie ich sie hatte, und er hat sogar den gleichen Softwarestand wie ich (s. oben). Ein Link in diesem Eintrag bringt mich auf diese Seite, auf der aber nur noch der Punkt 4 relevant war, denn den richtigen Softwarestand hatte ich ja schon.

Schritt 3b: ODIN installieren und Kernel rooten
Auf der Suche nach ODIN kam ich auf diese Seite, die noch dazu eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet, wie genau mit ODIN umzugehen ist. Die Durchführung (Kernel rooten) war danach ein Kinderspiel.

Zwischenstand: die Android-Version ist immer noch 2.3.6, allerdings ist der Kernel gerootet und der ClockworkMod (CWM, wichtig für die nächsten Schritte) ist installiert.


Schritt 4: CyanogenMod 10 und Google Apps downloaden

Die Website von CyanogenMod (CM) bietet eine Vielzahl von Android-Versionen für viele Geräte in vielen Geschmacksrichtungen (es gehört sicher viel Disziplin der Entwickler dazu, hier Ordnung zu behalten). Ich habe mich für den Monatsbuild Oktober des CM10 entschieden.
Nach der Installation würden wichtige Google-Applikationen (Google Apps oder kurz GApps) wie zum Beispiel GMail fehlen. Aber auch dafür gibt es im Netz entsprechende und passende Downloads.

Die .zip-Dateien für CM10 und GApps werden per USB auf die SD-Karte des Smartphones kopiert; am besten in ein Verzeichnis, das später dann in der Auswahlliste möglichst weit oben steht, um es leichter zu finden.


Schritt 5: Verzeichnis /efs sichern

An vielen Stellen wird in den Foren darauf hingewiesen, dass dieses Verzeichnis extrem wichtig ist und dass es bei der Installation passieren kann, dass es zerstört wird. Es enthält unter anderem die IMEI (die Seriennummer des Gerätes; kann ermittelt werden, indem auf der Telefontastatur "*#06#" eingegeben wird); wenn die verloren geht, ist das Telefon nicht mehr als solches verwendbar, sondern höchstens noch als mp3- oder Video-Player.
Leider wird dieses Verzeichnis bei einem nandroid-Backup (s. später) nicht mitgesichert - warum wissen wohl nur die Google-Götter. Aber auch für dieses Problem gibt es ein Mittelchen im Internet: EFS_Pro. Es kann eine Kopie des gesamten Verzeichnisses /efs auf der SD-Karte oder auch auf dem PC erzeugen. Damit es nicht zu einfach wird, setzt EFS_Pro .NET in der Version 4 voraus, das ich auf keinem meiner Rechner zur Verfügung hatte. Also erst noch schnell .NET4 installieren.
Aber dann ging's ganz leicht!


Schritt 6: Backup der Apps und der Systemeinstellungen

Ich verwende schon seit langer Zeit AppMonster, um alle Apps zu sichern und im Fall des Falles aus dem Market wieder re-installieren zu können.
Was ist besser? Gürtel oder Hosenträger? Antwort: Gürtel und Hosenträger! Deshalb installierte ich auch noch Titanium, das seine Fähigkeiten so richtig entfaltet, wenn es ein gerootetes System vorfindet.
Ich machte also sowohl mit AppMonster und Titanium ein Backup, bevor es richtig ins Eingemachte ging.

Wichtig: wer nur eine SD-Karte hat, muss diese Backup-Daten jetzt auf den PC kopieren, nach der Installation des CM sind die Daten sehr wahrscheinlich weg!


Schritt 7: nandroid-Backup, Installation von CM10 und GApps

Die eigentlichen Installations-Schritte sind schnell aufgezählt und sind auch schnell durchgeführt (recht hilfreich war auch dieses Video in YouTube):
  • vom ausgeschalteten Gerät in den CWM starten
  • ein nandroid-Backup durchführen (komplettes Abbild des Systems)
  • ich habe bewusst keine wipes von Anwenderdaten und caches durchgeführt, obwohl das praktisch immer empfohlen wird; hat mir aber später sehr geholfen, weil bereits AccessPoint- und Telefondaten vorhanden waren!
  • "install from sd" auswählen und in weiterer Folge die .zip-Datei des CM10 selektieren (wurde zuvor ja in einem eigenen Verzeichnis auf der SD-Karte abgelegt; s. oben)
  • nach der Installation und dem Reboot noch einmal den CWM starten
  • "install from sd" auswählen und in weiterer Folge die .zip-Datei der GApps selektieren
  • reboot
Zwischenstand: CM10 und somit Android 4.1 (jelly bean) sowie die Google Apps sind installiert, der Kernel ist gerootet. Es ist aber ansonsten keine einzige App vorhanden!


Schritt 8: Google-Konto einrichten, AppMonster installieren, sämtliche Apps nachinstallieren

Zu diesem Zeitpunkt ist das System 4.1 praktisch nackig.
Erster Schritt nach dem Upgrade ist daher, AppMonster aus dem Market installieren. Die gekaufte Software muss nicht noch einmal bezahlt werden, der Market hat sich das alles brav gemerkt! Mein Gerät hat eine zweite SD-Karte, auf die ich AppMonster die Backups speichern lasse, diese Daten sind durch die Installation von CM nicht verloren gegangen. Wer keine zweite SD-Karte hat, muss die Backups zuvor natürlich auf den PC kopieren und nach der Installation von CM und AppMonster wieder auf die SD-Karte zurück spielen (s. oben).
AppMonster kann jetzt alle früher installierten Apps aus dem Market erneut installieren. Man muss lediglich dabei sitzen und bei jeder App die eingeforderten Berechtigungen absegnen; aber immerhin muss man die Apps nicht manuell suchen!

Manche Apps halten Daten, die ich sowieso regelmäßig sichere, und zu diesem Zeitpunkt wieder auf die SD-Karte zurück kopiert werden müssen. Durch die zweite SD-Karte war der Aufwand dafür nicht so groß. Allerdings bleibt einem nicht erspart, jede Anwendung wieder zu konfigurieren.


Schritt 9: System und Oberfläche konfigurieren

Tja, da muss man durch. System kennenlernen, anpassen,...


Schritt 10: Fehlende Apps nachinstallieren

Samsung hatte einige Apps beigelegt, die durch den CM verloren gingen. Für diese verloren gegangenen Features musste ich noch Ersatz beschaffen:
  • Easy Video Player zum Abspielen von .flv, .mp4
  • Adobe Reader zur Anzeige von .pdf
  • DocumentsToGo zur Anzeige von MS-Office-Dateien. Derzeit eben nur zur Anzeige, mal sehen, wie lange ich das durchhalte; die Pro-Version, die die Dokumente auch bearbeiten kann, kostet so um die EUR 12,--
  • Kingsoft Office statt DocumentsToGo: sehr mächtiges kostenloses Paket, das Office-Dokumente auch bearbeiten kann!

Das war's! Fertig! Alles gut gegangen! 

Und das System ist wirklich flott! Vor allem die Internet-Zugriffe sind pfeilschnell, da haben die Entwickler wirklich ganze Arbeit geleistet. Zum Beispiel beim Aktualisieren meiner RSS-Feeds: da ist die Beschleunigung extrem, es werden sicherlich 80% der Zeit eingespart, der Refresh ist jetzt nach 5 Sekunden erledigt!

Bis jetzt bin ich also mit dem System sehr zufrieden. Da und dort gibt's vielleicht noch ein paar kleine Wehwehchen, aber nichts, das im täglichen Betrieb wirklich störend wäre, ich kann jedenfalls damit leben. Alles in allem bin ich froh, dass ich mich drüber getraut habe und dass das System jetzt läuft!

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